12.02.2010

"Viel steht auf dem Spiel"

nja Kreuztal. Kritische und mahnende Worte richtete Ingrid Benner, ehrenamtliche Beauftragte der Stadt Kreuztal in Sachen Denkmalschutz und -pflege, an den Kulturausschuss: Es sei dringend geboten, sich wieder verstärkt dem Denkmalschutz zu widmen - bevor „nicht wiedergutzumachende Schäden" eingetreten seien. „Wir haben viel, das auf dem Spiel steht."

Benner erinnerte daran, wie Heribert Schneider sich bis Eintritt in den Ruhestand 2007 in herausragender Weise im Rathaus um die Denkmäler gekümmert habe. Anschließend sei das Sachgebiet vom Kultur- ins bauamt übergesiedelt. Dem dort zuständigen Sachbearbeiter sei angetragen worden, eine "pflegende Sachbearbeitung" zu leisten. Von der früheren Stelle seien heute noch etwa 30 Prozent übrig.

Das Land habe zudem seine Fördermittel deutlich gekürzt: Dies und eine „Minimalbesetzung im Amt" seien ausschlaggebend dafür, dass sich „im Stich gelassen fühlende Eigentümer" vieles eigenmächtig am Gebäude unternähmen. Seit 2007 sei kein einziges Gebäude mehr unter Schutz gestellt worden. Sie seien zwar weniger geworden - doch es gebe nach wie vor Fördermittel: von der Bezirksregierung, vom Kreis und der Stadt. Hinzu kämen die steuerlichen Vorteile bei privaten Investitionen in den Denkmalschutz.

„Wenn das Geld heute scheinbar reicht, liegt das daran, dass Graues noch schwärzer gefärbt wird, wenn sogar im Rathaus verbreitet wird: "Es gibt kein Geld"`. Was bis 2007 aufgebaut worden sei, „wurde und wird, vorsichtig formuliert, demontiert", fand Ingrid Benner deutliche Wort.

Zuvor hatte Stadtbaurat Eberhard Vogel ein kurzes Resümee aus städtischer Sicht gezogen. Denkmalschutz und -pflege hätten sich im Laufe der Jahre verändert. 1990 sei ein Kulturgutverzeichnis erstellt worden, in welchem 200 Objekte genannt wurden, die eventuell schützenswert seien. Bis 2001 seien sodann 143 Gebäude unter Schutz gestellt und 16 Bodendenkmäler eingetragen worden. Heute gebe es in Kreuztal 168 Bau- und 17 Bodendenkmäler.

2007 sei entschieden worden, dass künftig im Rathaus „deutlich weniger Power nötig" sei und vielmehr eine „pflegende Sachbearbeitung" vonstatten gehen solle. Als Gründe nannte Vogel den Umstand, dass schon viel abgearbeitet worden sei, aber auch die deutliche Mittelstreichung von Seiten des Landes. Stehen heute im Etat der Stadt 6500 Euro für den Denkmalschutz bereit, waren es anno 2000 noch, Fördermittel inklusive, rund 145 000 DM. Zwischen 1985 und 2006, so Vogel, seien durchschnittlich 13 Maßnahmen pro Jahr durchgeführt worden. Zwischen 2007 und 2009 seien jährlich nur noch vier denkmalpflegerische Aktivitäten gefördert worden.

Auch Vogel sieht Schwierigkeiten auf die Kommune zukommen: „Wir werden vermehrt Probleme mit Leerständen bekommen - und haben sie jetzt schon", meinte er und nannte beispielhaft das Kredenbacher Hüttenmeisterhaus, den noch immer unter Zwangsverwaltung stehenden Kreuztaler Hof und das Ferndorfer Hotel Finke. Für letzteres liege nun aber, wie angekündigt, ein Bauantrag vor. Mit Jürgen Böcking gebe es einen ständigen Ansprechpartner im Rathaus. Die Kommune werde in naher Zukunft die Denkmaleigentümer auch über einen besonderen Finanzierungstopf der Bezirksregierung informieren.

Frank-Wieland Frisch (FDP) wurde „unruhig", rief dazu auf, „wachsam zu sein, damit nicht kaputt geht, was dann nicht wieder herbeigebracht werden kann". „Was raten Sie uns?", fragte Elfrun Bernshausen (SPD) die Denkmalbeauftragte. Die Stelle im Rathaus, so die Antwort, sei „viel zu minimal besetzt". Ausschussvorsitzender Jochen Schreiber fasste zusammen: Kreuztal sei beim Denkmalschutz einmal „Vorbild für die Region gewesen". Es sei erstaunlich, „wie schnell sich so etwas drehen kann".