18.09.2012

Bahnhof Ferndorf: Sorge um "Die gute Zeit"

Ferndorf. Die Stadt Kreuztal prüft, ob sie Vorkaufsrecht für die Zufahrt zum Ferndorfer Bahnhof geltend machen kann.

js - Der bevorstehende Besitzerwechsel des Ferndorfer Bahnhofs beschäftigt derzeit das Kreuztaler Rathaus. Nachdem der Ende August beurkundete Kaufvertrag zwischen der Deutschen Bahn und den beiden Käufern - Dietmar Guschall vom Hilchenbacher Rohstoffhandel und Olaf Johannes Wiechert von der Firma Coos Recycling - seinen regulären Weg auf den Schreibtisch der Verwaltung fand, wurde eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Bauordnung und -planung eingerichtet, die Möglichkeiten einer stadtplanerischen Einflussnahme auf das knapp 6000 Quadratmeter große zum Empfangsgebäude gehörende Areal ausloten soll. Einen "strategischen Fehler" nannte es Bürgermeister Walter Kiß im Gespräch mit der SZ, dass die Verwaltung vor drei Jahren nicht auf die Verkaufsabsichten der Bahn reagiert habe.

Stadtverordnete warnte vor drei Jahren
Elfrun Bernshausen, Ferndorfer Stadtverordnete und SPD-Genossin des Bürgermeisters, hatte im August 2009 im Hauptausschuss ihre Befürchtungen zum Ausdruck gebracht, dass ein Verkauf des Bahnhofs immense Einschränkungen und Beeinträchtigungen für die Nutzer zur Folge haben könnte. Bernshausen bat die seinerzeit nicht am Kauf interessierte Verwaltung - damals, wenige Tage vor der Kommunalwahl, noch unter Bürgermeister Rudolf Biermann und Kämmerer Reiner Tiepelmann - darum, die weitere Entwicklung im Blick zu behalten. Dass dieses Thema vernachlässigt wurde, nennt Kiß aus heutiger Sicht "sehr ärgerlich".

Grundsätzlich als Gewerbefläche nutzbar
Was genau die beiden neuen Eigentümer mit dem grundsätzlich als Gewerbefläche nutzbaren Gelände vorhaben, ist auch der Stadt noch nicht bekannt. Bislang gab es keinen Kontakt zwischen dem Rathaus und den beiden Recyclingunternehmern. Man habe aber schnell das Beispiel "Bahnhof Dahlbruch" in Kredenbach vor Augen, meinte der Verwaltungschef. Auch dieser ist bekanntermaßen im Besitz eines der beiden Recyclingunternehmen.

"Strategisch wichtiger" Weg
Zum Grundstück gehören neben dem auch in Zukunft als Bahnhaltepunkt genutzten Platz eine Parzelle entlang der Bahn, die sich in Richtung Mühlenweg erstreckt, und die kopfsteingepflasterte Verbindungsstraße zur B 508 ("Gute Zeit"). Genau auf diese zielt nun auch die Prüfung der Arbeitsgruppe ab. Die Sackgasse sei "strategisch wichtig", sagte der Bürgermeister mit Blick auf den Zugang zum Bahnsteig und zu einer dort gelegenen Arztpraxis. Deshalb werde nun geprüft, ob die Stadt Kreuztal ein Vorkaufsrecht für diese Straße durchsetzen könne. "Es sollte ein öffentlicher Weg in öffentlicher Hand sein", befand Walter Kiß. Die Erschließung des Bahnhaltepunktes sollte nicht über eine private Fläche erfolgen. Für das Bahnhofsgebäude selbst sei ein Vorkaufsrecht indes schwer zu begründen.