13.09.2012

TuS Ferndorf empfängt einen großen Namen

IMG_5497Lob vom Trainer: Ferndorfs Tim Hilger nach dem Auswärtsieg in HammEin bisschen feiern, ein bisschen Fußball zum Aufwärmen: So erfolgt der Übergang der Ferndorfer Handballer nach einem Sieg zurück ins „Alltagstraining“. Die neue Liga macht da natürlich keinen Unterschied, auch ein Überraschungserfolg in Hamm mit dem historischen Zusatz „erster Zweitliga-Sieg“ ist eben nur zwei Punkte wert. Der nächste Ferndorfer Gegner hat mit Heiner Bültmann (2,08 Meter) nicht nur den wohl größten Trainer des Handball-Unterhauses, sondern auch einen großen Namen. Immerhin war die HSG Nordhorn-Lingen 2002 Deutscher Vizemeister, holte 2008 den EHF-Cup und stand in der Saison 2008/09 im Finale des Europapokals der Pokalsieger. Dass die HSG, die in ihrem Kader Spieler wie Torwart Peter Gentzel oder Holger Glandorf zur Verfügung hatte, am Samstag um 19.30 Uhr in der „Stählerwiese“ aufläuft, hat damit zu tun, dass Nordhorn und Essen in der Saison 2008/09 das gleiche Schicksal teilten. Beide Vereine mussten Insolvenz anmelden und durch die wirtschaftlichen Fehler den sportlichen Zwangsabstieg hinnehmen.

Erfreulich: Die HSG hat den Neustart im Unterhaus für sich nutzen können, viele junge Spieler in ihren Reihen stehen. Mit Torwart Dennis Bartels, Pavel Mickal sowie Rückkehrer und Kapitän Nicky Verjans stehen zudem immerhin noch drei Spieler des alten Erstliga-Kaders in den Nordhorner Reihen. Das erste Jahr in der eingleisigen zweiten Liga beendeten die Grafschafter mit fünf Niederlagen in Folge, die den sicher geglaubten einstelligen Tabellenplatz kosteten und die HSG auf Platz zehn in der Abschlusstabelle auftauchen ließen. Das ausgegebene Saisonziel von Trainer Heiner Bültmann heißt entsprechend, in der Endabrechnung einen einstelligen Tabellenplatz zu belegen. Man bäckt kleine Brötchen in Nordhorn, der Druck wird nicht zu hoch gehalten. Dass durchaus mehr in der Mannschaft steckt, bewies der Auftakt in die neue Spielrunde. Gleich am ersten Spieltag hatte die HSG das Auswärtsspiel beim Meisterfavoriten, beim Bergischen HC, vor sich. Am Ende war es ein nicht anerkannter Treffer in letzter Sekunde, der Nordhorn bei der 31:32-Niederlage einen Punkt kostete und die „Löwen“ mit blauem Auge davonkommen ließ. In ihrem ersten Heimspiel behielten die Bültmann-Schützlinge gegen den VfL Bad Schwartau dann die ersten Punkte der neuen Saison in ihren Händen, führten teils mit acht Toren Differenz. „Nordhorn verfügt über eine gute 6:0-Deckung, sie spielen einen schnellen Ball, ähnlich wie Hamm“, urteilte Caslav Dincic nach dem Videostudium des Gegners. Im Rückraum steht neben Kapitän Verjans und dem starken Mittelmann Nils Meyer übrigens ein alter Bekannter: Jens Wiese wechselte 2011 von Drittligist LIT Nordhemmern/Mindenerwald zur HSG. In seiner ersten Zweitliga-Saison brachte der 24-jährige Rückraumshooter es auf satte 170 Treffer, aktuell ist er mit 17 Toren aus zwei Spielen Vierter der Zweitliga-Torschützenliste.

Aber auch der TuS dürfte am vergangenen Wochenende einiges an Selbstvertrauen getankt haben. Vor allem die Art und Weise, wie routiniert sich die Siegerländer in der Schlussphase gaben – erstmals in einer großen Arena vor 1912 Zuschauern und mit drei Treffern in Rückstand – ließ eine erste Entwicklung im Vergleich zum Auftaktspiel gegen Bietigheim erkennen. Einen starken Eindruck hinterließ unter anderem Abwehrchef Tim Hilger, der in wichtigen Phasen seine Offensivqualitäten beweisen durfte. „Tim hat ein gutes Spiel in Abwehr und Angriff gemacht. Er ist ein universal einsetzbarer, wertvoller Spieler für uns, der auf den Rückraumpositionen und am Kreis spielen kann“, lobte Dincic. Entscheidender Faktor für den Sieg sei aber kein Einzelner, sondern das Kollektiv gewesen. „Wir waren auf keiner Position besser besetzt als Hamm, wir haben als Team gewonnen“, sagte der Ferndorfer Trainer. Für die Aufgabe gegen Nordhorn dürfte den Ferndorfern, abgesehen von Lucas Schneider, der sich mit der Schule auf Studienfahrt befindet, der volle Kader zur Verfügung stehen – auch, wenn sich mit Carsten Lange (Montag) und Bennet Johnen (Dienstag) zwei Spieler jeweils für einen Tag krankheitsbedingt vom Trainingsbetrieb fernhielten. „Ich hoffe, dass bei den beiden am Samstag die Kraft reicht“, sagte Dincic.