27.12.2012

TuS Ferndorf gelingt das Weihnachtswunder bei Spitzenklub Hüttenberg - 30:27-Triumph

Hüttenberg. Die Zweitliga-Handballer des TuS Ferndorf haben ausgerechnet beim Tabellendritten TV Hüttenberg am zweiten Weihnachtstag ihre nächste Sensation geschafft und sich die Saisonpunkte neun und zehn gesichert. 30.27 (12:12) hieß es vor 1450 Zuschauern.
Bereits in den ersten 30 Minuten deutete sich in der Hüttenberger Sporthalle an, dass durchaus etwas zu holen war für die Siegerländer. In der ausverkauften Halle sorgten die mit Fanbus und zahlreichen Pkw angereisten 200 Ferndorfer Fans für Heimspiel-Atmosphäre. Dazu kam, dass der Kader komplett war, Kai Rottschäfer einen sehr guten und Simon Breuer (17 Tore) einen überragenden Tag erwischt hatte und die 6:0-Abwehr zumindest halbwegs funktionierte.

Und Hüttenberg schien noch ein wenig gedanklich in den Weihnachtsferien zu sein. Der TVH schien vor der Pause mit halber Kraft zu spielen. Zur Pause hatten sich die Siegerländer nach mehrmaligem Drei-Tore-Rückstand (2:5, 7:10, 8:11) auf ein 12:12 zurückgekämpft. Nicht auszudenken, wie der Pausenstand bei besserer Chancenverwertung gewesen wäre. Denn bei der haperte es bisher. Bis zum Gang in die Kabine hatte der TuS unter anderem einen Siebenmeter, drei Gegenstöße und mehrere freie Chancen vom Kreis vergeben, Matthias Ritschel im Hüttenberger Tor erledigte einen guten Job. Mit den Fans im Rücken, die vor dem Spiel mit einem Spruchband „Danke Fauli“ und „Jonas Faulenbach“-Rufen ihrem ehemaligen Spieler im Hüttenberger Dress für seinen Beitrag zum Aufstieg dankten, ließ sich der TuS aber nicht so leicht unterkriegen.

Nach der Pause vergab der TuS im ersten Angriff die Chance zur Führung, in den nächsten beiden Versuchen die zum Ausgleich. So gingen die Hausherren mit 14:12 in Führung. Zwei Tore von Breuer, die Treffer sieben und acht, brachten Ferndorf aber wieder auf 14:14 zurück, erneut hatten die Siegerländer die Chance, ihre zweite Führung nach dem anfänglichen 1:0 durch Aust zu erzielen. Erneut war es der überragende Breuer, der die Verantwortung übernahm und das 15:14 markierte. Nach zwei Paraden von Rottschäfer, der über sich hinauswuchs, und zwei resultierenden Gegenstoßtoren von Breuer und Hilger stand sogar ein 17:14 auf der Anzeigetafel, TV-Trainer Heiko Karrer zog in der 38. Minute die Grüne Karte.

Siebenmeter verweigert
Das Polster blieb weiter erhalten, bis die Schiedsrichter die zweite Zeitstrafe des Spiels austeilten. Erneut gegen Ferndorf, die Verhältnismäßigkeit in diesem Bezug fehlte völlig. Im nächsten Angriff verweigerte das Schiedsrichter-Duo einen Siebenmeterpfiff bei einem Foul gegen Dennis Aust, spätestens als sie dann noch einen Vorteil abpfiffen, hatten die Ferndorfer Fans ihren Lautstärke-Katalysator gefunden.

Ein Rückraumkracher von Marc Pechstein bedeutete das 19:19, der TuS antwortete über Tim Hilger zum 19:20 (44.). Es begann die spannende letzte Viertelstunde mit der entscheidenden Frage: Wie lange würde die Kraft der Siegerländer reichen, um mitzuhalten oder vielleicht sogar eine Führung zu verteidigen? Und würde das Schiedsrichtergespann irgendwann auch einen Hüttenberger Spieler vom Feld stellen? Die zweite Frage beantwortete sich schnell: Bereits im nächsten Angriff, beim 21:20 durch Heider Thomas, erhielt der TV in einer vergleichsweise harmlosen Abwehrsituation eine Hinausstellung, Ferndorf hatte ein Tor mehr auf dem Konto und zwei Minuten lang Überzahl.

Die nächste Aktion schloss Heider Thomas allerdings überhastet und viel zu früh ab, der TV beendete die kritische Phase mit 0:0. Trotzdem markierte Breuer vom Siebenmeterpunkt den nächsten Treffer der Partie zum 22:20. Und hätte Bennet Johnen den folgenden Gegenstoß verwandelt, wären es wieder drei Tore gewesen. Es blieb eine emotionale Achterbahnfahrt.

Nachdem Kai Rottschäfer den Gegenstoß zum möglichen 22:22 verhindert hatte, nahm Ferndorfs Trainer Caslav Dincic die Auszeit. Die wenigsten konnten fassen, dass zu diesem Zeitpunkt noch elf Minuten zu spielen waren. Es blieb nervenaufreibend und ein Schlagabtausch auf Augenhöhe. Nachdem Pechstein die Chance zum 26:25 vergab, markierte Mirza Sijaric die erneute Gästeführung. Und weil Simon Breuer auch beim fünften Strafwurf nervenstark blieb und seinen 15. (!) Treffer erzielte, stand es drei Minuten vor Ende wieder 27:25. Mit zwei weiteren Treffern zum 29:25 sicherte sich der TuS dann endgültig die für die kämpferische Topleistung verdiente Entscheidung.

Caslav Dincic war hoch zufrieden: „Wir haben verdient gewonnen. Vielleicht hat uns der Gegner ein wenig unterschätzt. Wir haben aber unsere Linie bis zum Ende durchgespielt. Kai Rottschäfer hat sehr gut gehalten und die Abwehr stand. Überragender Mann war natürlich Simon Breuer mit 17 Toren.“