16.09.2012

TuS Ferndorf unterliegt knapp gegen Nordhorn-Lingen

Die Handballer des TuS Ferndorf haben den ersten Zweitliga-Punkt in eigener Halle um Haaresbreite verpasst: Gegen die HSG Nordhorn-Lingen unterlag der TuS am Samstagabend in der „Stählerwiese“ mit 29:30 (12:14). Zum tragischen Helden avanvierte Ferndorfs Mittelmann Simon Breuer, der überragend spielte, 10 Treffer erzielte, aber nach Abpfiff die Chance zum Ausgleich am Siebenmeterpunkt vergab. „Es liegt auf keinen Fall am letzten Ball, dass wir verloren haben. Wir haben 25:22 geführt und es verpasst, den Vorsprung zu verteidigen“, kommentierte Dennis Aust nach dem Spiel.

Viele Gegenstoßtore, klarer Rückstand
Vor den etwas mehr als 1000 Zuschauern hatte Ferndorf beim 4:3 durch Moritz Barkow (8. Min.) erstmals geführt. Simon Breuer, der deutlich mehr Torgefahr ausstrahlte als noch im ersten Heimspiel gegen Bietigheim, markierte kurz darauf mit einem Unterhand-Hammer aus dem Rückraum das 5:4. Es sollte vorerst die letzte Ferndorfer Führung gewesen sein. Nordhorn präsentierte sich vor allem im ersten Durchgang als abgezockte Zweitliga-Mannschaft. Im Tor hielt Björn Buhrmester viele wichtige Bälle, schloss Ferndorf unvorbereitet ab, lief der Gegenstoß-Motor der HSG rund, insbesondere über die starke linke Seite. Dazu kam, dass die Torhüter der Gastgeber an diesem Tag nur selten eine Hand an den Ball bekamen – und der Nordhorner Rückraum vor der Pause zu oft frei über die Mitte werfen durfte. Als Caslav Dincic nach etwas mehr als 16 Minuten sichtlich entnervt die erste Auszeit nahm, hatte HSG-Mittelmann Patrick Miedema grade das 10:6 erzielt.

"Kommt, die können nicht mehr"
Die Ansprache fruchtete, der TuS arbeitete sich mit Toren von Heider Thomas, Alen Sijaric und Tim Hilger sowie einem Dreierpack von Simon Breuer bis auf 12:13 heran, die Gäste schlossen ihren letzten Angriff erfolgreich zum 14:12-Halbzeitstand ab. Nach dem Seitenwechsel schien Dincic mit einer Abwehrumstellung die Wende einzuläuten: Der eingewechselte Mirza Sijaric schränkte in der Folge die Kreise von Kapitän Nicky Verjans ein. Das brachte Nordhorn deutlich aus dem Tritt. Zwei Gegenstoßtore von Dennis Aust bedeuteten beim 18:18 (38.) erstmals wieder den Ausgleich für die Gastgeber. Der euphorisierte Rechtsaußen heizte in der 39. Minute die Halle an, als er mitten in die Stille eines unterbrochenen HSG-Angriffs seine Mannschaft anfeuerte. „Kommt, die können nicht mehr“ schallte zur Freude der Fans durch die Halle. Und es schien tatsächlich so zu sein, dass dem TuS an diesem Tag die Wende gelingen würde, sechs Minuten später erhöhte der aufs Feld zurückgekehrte Carsten Lange auf 25:22. Der Linkshänder hatte nach durchwachsenem Spielstart eine längere Pause bekommen, Tim Hilger hatte im Rückraum seinen Teil beigetragen.

Kein Mittel gegen Wiese und Meyer
Doch in der Deckung kamen die Ferndorfer nur selten mit dem linken Rückraum der HSG zurecht, aus dem jetzt wechselnd Jens Wiese und Nils Meyer einnetzten. Mit einem Dreierpack durch Wiese stand es nach 49 Minuten wieder 25:25, Kapitän Verjans legte auf 26:25 für Nordhorn vor. Jetzt schien die Partie wieder zu Gunsten von Nordhorn zu kippen. Ferndorf schlug über Breuer (3) und Johnen zurück, eine halbe Minute vor Ende stand es 29:29. In den letzten 30 Sekunden wurde es dramatisch, denn das Schiedsrichtergespann Kern/Kuschel pfiff gleich zwei Strafwürfe. Genau eine halbe Minute vor Abpfiff trat zunächst Nordhorns Bobby Schagen an die Siebenmeterlinie, um Kai Rottschäfer zu überwinden. Der Niederländer blieb cool und beförderte den Ball in die rechte untere Ecke zur 30:29-Gästeführung.

Strafwurf-Chance nach Schlusspfiff
Ferndorf besprach die letzte Aktion in einer Auszeit, Caslav Dincic brachte mit Moritz Barkow einen zweiten Kreisläufer als siebten Angreifer auf das Feld. Drei Sekunden vor Ende nahm sich Mirza Sijaric den Ball, setzte sich im eins gegen eins auf Linksaußen durch und holte einen Siebenmeter für Ferndorf. Simon Breuer trat an, ließ die Zeit nach dem Pfiff der Schiedsrichter ablaufen, um die nötige Zeit für seinen Wurf zu haben. Der Mittelmann hatte ein starkes Spiel gemacht und im Duell mit Buhrmester nun den alles entscheidenden Ball in der Hand. Breuer täuschte, einmal, zwei-, dreimal, zog ab – und Buhrmester, der bereits drei Strafwürfe entschärft hatte, parierte erneut. Während sich der Nordhorner Torwart als „Matchwinner“ feierte, blieben 13 Feldspieler der Hausherren mit leeren Händen und genauso leerem Gesichtsausdruck auf dem Boden sitzen. „Wir hätten einen Punkt verdient gehabt, aber es hat nicht sollen sein“, so die Bilanz von Kreisläufer Bennet Johnen.

Statistik
TuS: Rottschäfer, Hamers – Breuer (10/1), Johnen (5), Hilger (3/1), Lange, Thomas (je 3), Aust, Barkow (je 2), A. Sijaric (1), Schneider, M. Sijaric, Bettig (n.e.).

HSG: Buhrmester, Bartels – Meyer (9), Miedema (6), Wiese (5), Schagen (4/1), Verjans (3), Trodler (2), Terwolbeck (1), de Boer, Poll, Wilmsen.

Trainerstimmen
Caslav Dincic (Trainer TuS Ferndorf): „Wir haben auch heute wieder gut gekämpft und mit drei Toren geführt. Die Torleute haben heute den Unterschied ausgemacht. Zwei, drei Paraden mehr, und wir holen hier heute die Punkte.“

Heiner Bültmann (HSG Nordhorn-Lingen): „Wir sind mit viel Respekt hier hin gefahren. In der ersten Hälfte war ich sehr zufrieden mit unserer Leistung, in der Phase nach der Pause haben wir dann schlechte Abschlüsse gewählt und Gegenstöße bekommen. Mich hat gefreut, dass meine Mannschaft heute bei bei Rückständen ruhig geblieben ist, auch wenn das keine überragende Leistung von uns war.“