18.12.2012

Vierfache Bescherung

KREUZTAL  Bürgerstiftung verteilt Erlöse von Weihnachtsmarkt-Aktion auf mehre Projekte. Die Initiativen reichen von der Vorbeugung gegen Überforderung bis zur "Rettung" der Mundart.

nik I Im Vergleich zum schneebestaubten Lichterglanz des Kreuztaler Weihnachtsmarktes vor wenigen Tagen (die SZ berichtete) präsentiert sich Dreslers Park bei Schmuddelwetter jetzt relativ trist: Einzelne Hutten, verriegelt und verrammelt, harren hier noch ihres Abbaus. Mit der Durchführung des zweiten Weihnachtsmarkes "Kreuztalweihnacht Lichterglanz im Park" k6nnen aber nicht nur die Organisatoren, vorneweg das Kulturamt der Stadt Kreuztal, einen Erfolg verbuchen. Auch die Bürgerstiftung Kreuztal freut sich: 4000 Euro kamen zusammen. Je 1000 Euro gehen an eines von vier Bildungs- und Präventionsprojekten.

An welche, das erklärten die Kuratoriumsmitglieder Elfrun Bernshausen, Heinrich Afflerbach, Karl-Heinz Schleifenbaum und ihr Vorsitzender Jürgen Althaus gestern im Terrassensaal der Weißen Villa. Es profitieren ,,Starthilfe“ des Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfen, „Theater gegen Mobbing“ des Vereins „Talentino“, „Faustlos“ sowie „Kreuztal-Ferndorf im Siegerländer Sprachatlas" des·Vereins zur Pflege der Dorfgemeinschaft Ferndorf.

Zwei „Engel“ hatten auf dem Weihnachtsmarkt wieder Lose zugunsten der Stiftung verkauft. Obwohl 500 davon geklaut wurden, wie Jürgen Althaus erzählte, griffen immer noch genügend Menschen in den Loseimer, um fast 300 gestiftete Gewinne den Besitzer wechseln zu lassen. Außerdem bot die Bürgerstiftung erneut Grußkarten an. Neu war indes die Beteiligung von Willi Brase (MdB), der seine selbst gemalten Bilder versteigern ließ.

Erika Denker, Vorsitzende des Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfen, war als Erste an der Reihe ihr Projekt vorzustellen. Die Initiative richtet sich an Frauen, die unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes alltagspraktische Hilfe benötigen, die ihnen dank speziell geschulter Zeitstifterinnen zuteil wird. Diese Schulungen kosten Geld, genau wie die Fahrten der Stifterinnen, die im gesamten Altkreis Siegen unterwegs, sind. „Es gibt wenige Zeitstifterinnen in Kreuztal, aber viele Anfragen“, so Karin Frerichs-Schneider, weswegen Kolleginnen aus Netphen und Hilchenbach aushelfen müssen. Erika Denker: ,,Der Bedarf steigt.“ Das Projekt als Maßnahme zur Vorbeugung gegen Überforderung erhielt außerdem den Förderpreis „Kreatives Ehrenamt“ und wird sich im Rahmen des Fernsehgottesdienstes am 4. Adventssonntag in der Siegener Nikolaikirche vorstellen.

Als „angenehme Überraschung“ bezeichnete Renate Weber, Vorsitzende des in Eckmannshausen sitzenden Vereins „Talentino“, den warmen Geldregen. Zwar tragt die Gruppe das Theater im Namen. Doch spielen müssen die Schüler, die vom „Theater gegen Mobbing“ besucht werden, selber. So werde ein ,abgestempelter Täter“ auch zum Opfer und lerne, sich in ein solches hineinzuversetzen, erklärte Weber. Die Hauptschule Eichen, an der ,,Theater gegen Mobbing“ bereits ein Langzeitprojekt durchführte, hat Interesse signalisiert, mit vier weiteren Klassen einzusteigen. Dank der Stiftungsgelder kann „Talentino“ dazu Ja sagen.

Schon im Kindergartenalter setzt „Faustlos“ an. Hier geht es darum, dass kleine Kinder lernen, mit ihren Emotionen umzugehen, wie Annette Meyer von der Kita Regenbogen stellvertretend für die übrigen elf städtischen Kindertageseinrichtungen erläuterte. Das Thema altersgerecht zu vermitteln, dabei hilft ein Koffer mit Unterrichtsmaterial und den beiden Handpuppen ,,Ruhiger Schneck“ und „Wilder Willi“. Zwei dieser Koffer wurden angeschafft, die durch die Kindergarten „wandern“.

Der Siegerländer Sprachatlas ist ein Projekt der Universität Siegen, die jedoch den Kreuztaler Stadtteil Ferndorf dafür zunächst nicht auf dem Zettel hatte. Dank der Stiftungszuwendung ist es dem Verein zur Pflege der Dorfgemeinschaft jetzt aber möglich mitzumachen und die Interviews mit drei Herrschaften über 70 Jahren zu finanzieren, die mitgeschnitten werden. 800 mundartliche Begriffe aus dem Alltag bleiben so der jüngeren Generation erhalten, in dem sie z. B. als Audiodatei in die Internetseite des Vereins eingepflegt werden. Bezüglich des Aussterbens des Ferndorfer Platt sagte Katrin Stein vom Verein: „Wir geben uns keinen Illusionen hin, aber wir wollen das dokumentieren.“

Abschließend bemerkte Jürgen Althaus: ,,Wir freuen uns sehr, dass wir die Spenden noch vor Weihnachten überreichen können. Jetzt kann sich jeder, der ein Los oder eine Karte gekauft hat, mit den Spendenempfängern freuen.“