30.04.2013

Protest gegen Aus für Vollchirurgie

Kredenbach. Die Schließung der chirurgischen Abteilung des evangelischen Krankenhauses Kredenbach wurde am Dienstag unter heftiger öffentlicher Kritik an der Diakonie in Südwestfalen und namentlich an deren Geschäftsführer vollzogen.

Das Bürgerforum zum Erhalt der Klinik als Akutkrankenhaus und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatten zur „Abschlusskundgebung“ aufgerufen. Rund 300 Bürgerinnen und Bürger sowie zahlreiche Krankenhaus-Mitarbeiter nahmen daran teil. Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung Harald Afholderbach zog eine bittere Bilanz aus dem über eineinhalbjährigen, letztlich vergeblichen Kampf um die Chirurgie: Er bezeichnete die Diakonie als einen Arbeitgeber, mit dem die Beschäftigten sich identifizieren konnten: „Doch davon ist nichts übrig geblieben.“ Die versprochenen neuen Arbeitsplätze in Neurologie und Geriatrie gebe es nicht – und auch keine „Roadmap zum Umbau des Krankenhauses. Geblieben sei „ein Scherbenhaufen“.

Die Zukunft des Kredenbacher Krankenhauses stehe ab dem heutigen Tag in den Sternen, sagte der Sprecher des Bürgerforums, Rudolf Biermann. Pläne für eine Neurologie nannte Biermann „von Anfang an purer Unsinn“. Die Tageschirurgie (gemeint: das MVZ mit Praxis Itani) sei „reiner Etikettenschwindel“. Auch die Aufstockung der Geriatrie sei ungewiss, da es dafür bislang keine Genehmigung und „nicht mal einen Antrag“ gebe; „Eine Luftnummer.“

Breite Solidarität
Biermann sprach von „Dankbarkeit und Freude über die breite Solidarität“ aus der Bevölkerung mit 18.000 geleisteten Unterschriften und einer Demonstration im vorigen Sommer, aber auch von „Enttäuschung, Ratlosigkeit und Wut“ vor dem Hintergrund der Erfahrungen des letzten Jahres. Bekanntlich hatte SMS Siemag der Diakonie in Südwestfalen ein Kaufangebot für das Kredenbacher Krankenhaus unterbreitet, um die Klinik als Akutkrankenhaus mit ihrer chirurgischen Abteilung für die Region und ihre Unternehmen zu erhalten. Doch die Diakonie lehnte ab. Der Kampf um die Erhaltung des Kredenbacher Krankenhauses in seiner bisherigen Form sei zwar „in der Sache verloren“, räumte Biermann ein. Doch stehe am Ende ein „Sieg der Bürgerdemokratie“.

Für Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß war gar „Unvorstellbares“ passiert: Eine ganze Region habe sich erhoben. Die Diakonie habe die ausgestreckte Hand der Familie Weiss zurückgestoßen und sich zusätzlich durch eine „grottenschlechte und überhebliche Informationspolitik“ disqualifiziert. Kiß fragte, ob dies „im Sinne der Kirche“ gewesen sei. Sein Amtskollege Hans-Peter Hasenstab aus Hilchenbach drückte die Hoffnung aus, dass das Ende der Chirurgie nicht auch das Ende des Krankenhauses bedeute.

Im Auftrag der Familie Weiss bekräftigte der SMS-Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Schlabach das Angebot an die Diakonie zur Erhaltung der chirurgischen Abteilung. Es sei trotz der gescheiterten Gespräche, die „keine Verhandlungen“ gewesen seien, immer noch gültig: Investitionen von vier Millionen Euro in die Chirurgie und als Anschubfinanzierung ein Betriebsmittelkredit in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Die Zusage, dass das Angebot aufrechterhalten wird, sei auch der Bezirksregierung übermittelt worden.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Willi Brase fragte sich, warum der Kreis Siegen-Wittgenstein an die Rettung von Kredenbach nicht dieselben Maßstäbe anlegt wie bei der DRK-Kinderklinik, die voriges Jahr in schwere Wasser geriet. Er wünsche sich ein ebensolches Engagement auch im Ferndorftal. Hellhörig werde er, sagte Brase, bei Plänen für einen Anbau an das Siegener Jung-Stilling-Krankenhaus, während die Arbeitsplätze in Kredenbach in Neurologie und Geriatrie nicht vorhanden seien.

„Sterben auf Raten“
Verdi-Geschäftsführer Jürgen Weiskirch befürchtete, dass eine Geriatrie mit 40 Betten und „ein bisschen Innere“ sowie ein Medizinisches Versorgungszentrum sich nicht rechnen und ein „Sterben auf Raten“ bedeuteten. Weiskirch: „Mit dieser geringen Auslastung ist das Krankenhaus nicht überlebensfähig.“