09.02.2013

Thyssen Krupp Steel: Kreuztaler bangen um Arbeitsplätze

Kreuztaler bangen um Arbeitsplätze

Kreuztal. Die schlechten Nachrichten aus der Zentrale von Thyssen Krupp Steel in Duisburg betreffen auch die Belegschaften in Eichen und Ferndorf. Die Werke mit den Bandbeschichtungs- und Feuerverzinkungsanlagen werden vom Personalabbau um insgesamt 2000 Stellen nicht ausgespart.

Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Otto hat nur zwei tröstliche Mitteilungen: Kreuztal gehört nicht, wie Dortmund und Duisburg, zu den Standorten, wo Anlagen komplett stillgelegt werden sollen. Und die Kreuztaler Werke stehen auch nicht zum Verkauf wie die Standorte der „Electric Steel“, unter anderem in Gelsenkirchen und Bochum, der weitere 1800 Arbeitsplätze kostet. Als Betriebsratsvorsitzender des Standorts und als Mitglied des Aufsichtsrats gehört Wolfgang Otto dem Arbeitskreis an, dessen Mitglieder aus erster Hand von dem von Vorstand und Unternehmensberatern erarbeiteten „Optimierungsprogramm“ erfuhren.

Wie viele der derzeit 1100 Mitarbeiter in Kreuztal ihren Arbeitsplatz verlieren, sei noch nicht absehbar, sagte Otto auf Anfrage unserer Zeitung. „Die Gespräche zu den einzelnen Maßnahmen beginnen sofort, sie sind teilweise auch schon begonnen worden.“ Bis Mitte des Jahres soll Klarheit herrschen. Spätestens zum 1. Oktober 2014 sollen die 500 Millionen Euro Einsparungen realisiert sein. „Wir haben erreicht, dass alle Maßnahmen sozialverträglich geregelt werden“, sagte Wolfgang Otto.

Keine Produktion mit voller Kapazität

Im Februar ist keine Kurzarbeit angesagt. „Wir hoffen, dass wir auch noch im März über die Runden kommen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Otto.

Die Anlagen laufen allerdings trotzdem nicht mit voller Kapazität. Eine Reihe Mitarbeiter nimmt angesammelte Freizeitguthaben in Anspruch oder nutzt die auch für solche Situationen vereinbarten Arbeitszeitmodelle, andere sind beim Umbau von Anlagen eingesetzt.

Prognosen für April und Mai wagt Wolfgang Otto nicht.

Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, allerdings auch nicht „das klassische Abbauprogramm über einen Sozialplan“. Dieses in der Vergangenheit immer wieder eingesetzte Instrument, ältere Mitarbeiter vorzeitig in den Ruhestand zu schicken, sei „nicht unbedingt das beste“, sagte der Betriebsratsvorsitzende: „Wir wollen das Unternehmen nicht durch den Weggang von Know-How-Trägern schwächen.“

Keine Überraschung
Wolfgang Otto weiß, dass ihm schwierige Gespräche mit seinen Kolleginnen und Kollegen bevorstehen: „BIC“, die Abkürzung steht für „Best In Class - reloaded“ und meint die Rückkehr zur Marktführerschaft durch Kostensenkung, dürfte schwer zu vermitteln sein. Der Betriebsratsvorsitzende gebraucht allerdings drastische Worte, um die Notwendigkeit des Programms für den mit einem Fünf-Milliarden-Verlust in Schieflage geratenen Konzern zu unterstreichen: „Das ist die letzte Kugel, die wir im Rohr haben.“

Überraschend komme der Beschluss aus der Zentrale von Thyssen Krupp Steel Europe nicht, sagte Wolfgang Otto: „Nur ein enormer zeitlicher Druck ist jetzt dazugekommen.“ Tatsächlich hatte Otto schon im Dezember im Gespräch mit unserer Zeitung vor drohenden „immensen Kostensenkungsprogrammen“ gewarnt: Die Belegschaft werde die gravierenden Fehler des Managements ausbügeln müssen, hatte er damals gesagt. Bereits von August 2012 bis Januar 2013 befanden sich die Kreuztaler Betriebe in Kurzarbeit. Die Stahl-Weiterverarbeitung ist vom Einbruch der Nachfrage nach neuen Pkw und neuen Nutzfahrzeugen unmittelbar betroffen.