Keine Produktion mit voller Kapazität
Im Februar ist keine Kurzarbeit angesagt. „Wir hoffen, dass wir auch noch im März über die Runden kommen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Otto.
Die Anlagen laufen allerdings trotzdem nicht mit voller Kapazität. Eine Reihe Mitarbeiter nimmt angesammelte Freizeitguthaben in Anspruch oder nutzt die auch für solche Situationen vereinbarten Arbeitszeitmodelle, andere sind beim Umbau von Anlagen eingesetzt.
Prognosen für April und Mai wagt Wolfgang Otto nicht.
Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, allerdings auch nicht „das klassische Abbauprogramm über einen Sozialplan“. Dieses in der Vergangenheit immer wieder eingesetzte Instrument, ältere Mitarbeiter vorzeitig in den Ruhestand zu schicken, sei „nicht unbedingt das beste“, sagte der Betriebsratsvorsitzende: „Wir wollen das Unternehmen nicht durch den Weggang von Know-How-Trägern schwächen.“
Keine Überraschung
Wolfgang Otto weiß, dass ihm schwierige Gespräche mit seinen Kolleginnen und Kollegen bevorstehen: „BIC“, die Abkürzung steht für „Best In Class - reloaded“ und meint die Rückkehr zur Marktführerschaft durch Kostensenkung, dürfte schwer zu vermitteln sein. Der Betriebsratsvorsitzende gebraucht allerdings drastische Worte, um die Notwendigkeit des Programms für den mit einem Fünf-Milliarden-Verlust in Schieflage geratenen Konzern zu unterstreichen: „Das ist die letzte Kugel, die wir im Rohr haben.“
Überraschend komme der Beschluss aus der Zentrale von Thyssen Krupp Steel Europe nicht, sagte Wolfgang Otto: „Nur ein enormer zeitlicher Druck ist jetzt dazugekommen.“ Tatsächlich hatte Otto schon im Dezember im Gespräch mit unserer Zeitung vor drohenden „immensen Kostensenkungsprogrammen“ gewarnt: Die Belegschaft werde die gravierenden Fehler des Managements ausbügeln müssen, hatte er damals gesagt. Bereits von August 2012 bis Januar 2013 befanden sich die Kreuztaler Betriebe in Kurzarbeit. Die Stahl-Weiterverarbeitung ist vom Einbruch der Nachfrage nach neuen Pkw und neuen Nutzfahrzeugen unmittelbar betroffen.