29.09.2013

TuS Ferndorf und die Souveränität

Kreuztal. Alles wie gehabt, könnte man meinen. Die Ferndorfer Drittliga-Handballer vermeiden es erneut, über ihren Schatten zu springen. Und dennoch reicht es gegen die HSG Varel-Friesland zum 24:22 (15:13)-Sieg - zum fünften im fünften Spiel. Aber wie ein Tabellenführer tritt die Mannschaft dabei beileibe nicht auf.

„Wir haben noch nicht die Lockerheit eines Spitzenreiters“, urteilt Trainer Erik Wudtke über die Vorstellung seiner Schützlinge, die in schöner Regelmäßigkeit die Schlussphasen ihrer Spiele zu wackeligen Angelegenheiten machen. So auch an diesem Samstag, als sich die 850 Zuschauer in der Halle Stählerwiese bereits auf einen geruhsamen Ausklang der Veranstaltung einrichten, dann aber doch merken, dass ihre Unterstützung noch dringend benötigt wird.

Als David Breuer vier Minuten vor dem Abpfiff mit seinem vierten Treffer das Resultat auf 24:20 stellt, ist die Welt in Ordnung. Noch einen Treffer drauf legen und die Sache über die Runden bringen. Doch das gelingt dem TuS nicht. Vielmehr lässt er zwei Treffer der Ostfriesen zu, leistet sich Ballverluste, kann den Hünen im Varel-Tor, André Seefeldt, nicht mehr überwinden. Irgendwie bekommt der immer noch eine Hand, einen Fuß oder die breite Brust an den Ball. Gut, dass auf der anderen Seite ebenfalls ein Meister seines Fachs das Ferndorfer Gehäuse hütete. Kai Rottschäfer, erneut 60 Minuten am Stück im Einsatz, da Max Hamers wegen seiner latenten Hüftprobleme weiterhin pausieren muss, steht dem langen Seefeldt in nichts nach.

Hinter einer gut arbeitenden Deckung agierend, ist er an diesem Abend das Zünglein an der Waage, der Garant für zwei eingeplante, aber zu kaum einem Zeitpunkt gesicherte Punkte. Beide Torhüter bringen es auf 20 Abwehrparaden. „Es war das Spiel zweier starker Abwehrreihen und zweier bärenstarker Torhüter“, so Coach Wudtke am Ende. „Und da fallen dann eben nicht so viele Tore.“ Dass es nur neun auf jeder Seite im zweiten Durchgang waren, unterstreicht diese Aussage, sagt aber auch einiges über das Spiel-Niveau aus.

„Wir müssen aber auch dazu kommen, uns über solche Siege zu freuen“, spricht Wudtke die in den Köpfen verbleibenden letzten Minuten solcher Spiele an. „Erst dann werden wir in der Lage sein, die Tabellenführung mit weitaus lockerer heraus gespielten Siegen auch zu genießen.“ Sicherlich spielt in diesem Zusammenhang auch das Zweitliga-Jahr noch eine Rolle. Da war die Freude nach jedem Sieg, egal wie er zustande kam, riesengroß. Da müssen offensichtlich noch einige Hebel bewegt werden sein, um die für die neue Liga benötigte Souveränität zu erlangen.

Am verdienten Ferndorfer Sieg kann es dennoch keinen Zweifel geben: „Es gibt in dieser Liga kein leichtes Spiel, hier kann Jeder Jeden schlagen“, meinte Mirza Sijaric nach dem Schlusspfiff. Und Dennis Aust macht sich und seinen Kollegen Mut: „Wir sind als einzige Mannschaft ungeschlagen. Das gibt Auftrieb und verschafft uns Respekt.“ Respekt, den Varel-Trainer Andrzej Staszewski so ausdrückt: „Wir haben heute beim Goliath der Liga verloren und uns gut aus der Affäre gezogen.“ Der TuS Ferndorf muss damit noch umzugehen lernen.