13.03.2016

2. Handball-Bundesliga: Ferndorf siegt auch in Essen

Essen. Mit 28:27 gewinnt der TuS Ferndorf bei TuSEM Essen sein drittes Auswärtsspiel in Folge und hat jetzt vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone.

geo -  Diese Ferndorfer müssen „Gallier“ sein – solche, wie beim legendären Asterix und seinen knuffigen Dorfbewohnern, die sich nie und durch nichts unterkriegen ließen! Im Falle der Handballer aus dem Dörfchen Ferndorf nicht einmal von der neuerlichen schweren Verletzung von Kreisläufer Andreas Heyme (die SZ berichtete), der die Zweitliga-Partie am Freitagabend bei TuSEM Essen mit einer Stützschiene in der Halle zusammen mit 2025 anderen Zuschauern verfolgte!

Hagen unterlag Hfr. Springe
Heyme erlebte, wie seine Mannschaft erneut eine scheinbar schon verlorene Auswärtspartie durch unbändigen Kampfeswillen noch drehte und am Ende als 28:27 (15:17)-Sieger die „Platte“ verließ. Weil gleichzeitig Tabellenhintermann VfL Eintracht Hagen sein Heimspiel gegen die scheinbar durchstartenden Handballfreunde aus Springe verlor, entwickelt sich die Tabellensituation für den Aufsteiger wieder ein bisschen besser.

Ferndorf in 1. Halbzeit zeitweise vor
Dabei kam Ferndorf in einem schnellen und zunächst torreichen Spiel mit den Angriffswellen der Essener nicht zurecht, blieb aber dank vieler Anspiele an den Kreis, die der bärenstarke Milasin Trivic entweder verwandelte oder aber die zu Siebenmetern führten, die Dragos Oprea zunächst sicher verwandelte, immer auf Augenhöhe. Der vierte vom Ex-Kieler verwandelte Strafwurf bedeutete nach einer Viertelstunde sogar die 9:7-Führung für die Siegerländer. Patrick Bettig traf zum 10:8 und zwei Kracher des überragenden Rückraumschützen Florian Baumgärtner hielten Ferndorf mit 12:10 weiter in Front, doch dann schliffen sich im Angriff einige Unebenheiten ein, die die Hausherren mit vier Toren in Folge verwandelten und so mit einem 17:15-Vorsprung in die Halbzeitpause gingen.

Später, aber entscheidender Taktik-Wechsel
Auch nach dem Seitenwechsel hatte zunächst Essen die Nase vorn. Ferndorf spielte immer noch mit einer 6:0-Deckung. Obwohl Kai Rottschäfer einige wichtige Bälle gehalten hatte, stand nun Lucas Puhl nach überstandener Grippe im Tor. Anfangs hatte gerade er Pech, weil toll gehaltene Bälle dann doch noch beim Gegner landeten und zu Gegentreffern wurden. So stand es nach 45 Minuten 25:21 für TuSEM, Trainer Michael Lerscht nahm eine Auszeit und stellte um auf 3-2-1-Abwehr. Zwar traf Essen zunächst sogar noch zum 26:21. Doch das Signal zur Ferndorfer „Crunch-Time“ war nun gesetzt. Puhl hielt überragend, die Vorderleute wie Lucas Schneider, Trivic und Tim Sartisson ackerten in der Abwehr. Und der bis dahin etwas unglücklich und unauffällig agierende Marijan Basic lief in der Schlussphase in der Offensive noch zu Großform auf.

Ausschreitungen von TuS-Fans
Trotz eines von Oprea verworfenen Siebenmeters stand es nach gut 54 Minuten plötzlich wieder 26:26. Dann aber nahmen zum Entsetzen aller anständigen Zuschauer neue Hauptakteure das Heft in die Hand und zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Fans des TuS Ferndorf benahmen sich daneben, versuchten das Spielfeld zu stürmen. Es kam zu schweren Rangeleien mit Zuschauern, jugendliche Zuschauer eines Handballvereins flüchteten verängstigt. Das Spiel wurde unterbrochen. Sowohl Trainer Lerscht als auch der Sportliche Leiter Mirza Sijaric warfen sich ins Getümmel, um die Unbelehrbaren zur Ordnung zu rufen. Auch besonnene Zuschauer aus dem TuS-Lager versuchten nach Kräften, das Geschehen zu beruhigen. Mindestens ein TuS-Fan wurde dennoch von Ordnern im Klammergriff aus der Halle abgeführt.

Mit 27:27 in die letzte Minute
Erstaunlicher Weise prallte dieses Parallel-Geschehen von den steinruhigen Ferndorfer Spielern einfach ab. Die Zeit verrann, auch zwei weitere verworfene Siebenmeter des TuS brachten das Team nicht aus der Ruhe. 27:27 - die letzte Minute brach an.

Baumgärtner warf den Siegtreffer
30 Sekunden vor Schluss nahm Lerscht die Auszeit. Dann standen alle auf, und bei 59:52 stieg Florian Baumgärtner wie eine Kerze in den Himmel und krachend schlug das Leder im Gebälk ein. Auszeit TuSEM. Beim Anwurf machte Weltmeister Michael Hegemann einen technischen Fehler, tippte den Ball auf statt ihn abzuspielen. Pfiff. Aus. Sieg!