30.06.2017

Manfred Hofmann erzählt von der Post in Ferndorf

Zum Dorfjubiläum erinnert Philatelist Manfred Hofmann an die Ferndorfer Postgeschichte: Von „21 b“ über „Kreuztal 4“ bis hin zu „57223“.

Ein Ort ohne Post? Das ist längst so denkbar wie ein Ort ohne Schule, Kirche, Wirtshaus und Einkaufsladen. „Leider geht viel verloren.“ Manfred Hofmann macht das ein bisschen traurig: Postgeschichte ist immer auch ein Stück Ortsgeschichte — was zumindest die älteren Chroniken belegen.

Und was Hofmann, der in Eichen lebende Philatelist, der bereits acht Ausstellungen zur örtlichen Postgeschichte gestaltet hat, auch am Beispiel Ferndorfs belegt. Er hat Briefmarken, Stempel, Ansichtskarten — und so manches mehr, was zum Handwerkszeug der Postbeamten gehörte. „Beutelfahnen“ zum Beispiel. Das sind Zettel, die an die Postsäcke geheftet wurden: „Briefe für 5910 Ferndorf.“

Die erste Postagentur

1880: Am 1. Juni wird im späteren Hotel Funke die erste Postagentur eröffnet. Gasthofbesitzer Friedrich Siebel wird Postagent, als seinen Paketträger stellt er Robert Lorsbach ein. Vorher gab es in Ferndorf nur eine „Briefsammelstelle“, die Postkutsche hatte zwei Haltestellen. Vier Jahre später bekommt die Agentur auch Telefon — bis dahin mussten Telegramme am Bahnhof aufgegeben werden. Bis 1927, so steht es in der Ferndorfer Chronik von Lothar Irle, machte das Telefon allerdings abends um 9 Uhr Feierabend, zum Leidwesen von Feuerwehr und Ärzten.


Vom 3. Dezember 1889 datiert der älteste Stempel, den Manfred Hofmann in seiner Sammlung aus Ferndorf hat: Der Brief ging an das „Königliche Amtsgericht“ nach Hilchenbach. „Ferndorf“ stand auf den ersten Stempeln, später „21b Ferndorf über Kreuztal Kr. Siegen“, schließlich „5910 Kreuztal/Westfalen 4“ und heute, ohne eine Spur von Ferndorf, „57223 Kreuztal“. Der Großvater von Hofmanns Ehefrau war übrigens Ferndorfer. So kommt auch die 1918 an „Frau Friedrich Münker“ adressierte Feldpostkarte aus russischer Gefangenschaft in die Sammlung.

Mindestens vier Umzüge

1961: Mindestens vier Mal zog die Post um, noch öfter wechselten die Agenten, die längst nicht mehr auch noch Briefzusteller waren — schon ab 1905 kamen die Boten direkt aus Kreuztal. 1961 also – das war das Jahr, in dem die Post in Ferndorf erstmals in eigene Räume zog. Am 16. Oktober war Eröffnung des ersten richtigen Ferndorfer Postamts mit Schalter und gläserner Trennwand im von der Gemeinde errichteten Haus Am Hofacker 4. Die Post ist gefragt: In Kreuztal wird der Neubau an der Bahnhofstraße geplant — der längst an den Moscheeverein verkauft ist.

„Da kam sogar noch die Stadt“, sagt Manfred Hofmann. Bei der Eröffnung der Postämter, zuletzt sogar noch bei der Eröffnung neuer Agenturen — bevor die alle paar Jahre wieder geschlossen wurden. „Da kommt ja keiner mehr mit.“ Was aus philatelistischer Sicht sicherlich auch kein Verlust mehr ist.

1999 Schließung der Filiale in Ferndorf

1999 wird die Post in Ferndorf geschlossen, am 31. Juli. Hofmann hat den letzten Tagesstempel. Und nicht nur den: Der Einschreibzettel ist unscheinbar, aber für Sammler ein Schatz: Nur 20 Mal, zwischen dem 2. und 5. März 1984, wurde in Ferndorf ein Kreuztaler Formular verwendet, weil das örtliche Personal vergessen hatte, rechtzeitig Nachschub zu bestellen. Eins von 20 Einschreiben gab Manfred Hofmann selbst auf: „Ich hatte das Glück, dass mich ein Postler extra angerufen hat.“ Nun gibt es wieder Agenturen: erst im Lebensmittelgeschäft Stenger, jetzt in der Jet-Tankstelle. Das „Postamt“ weicht einem Anbau an das Feuerwehrgerätehaus und wird 2001 abgerissen.

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