04.05.2010

Koffer für die Kunst

Kreuztal ♦ Annette Besgen und Ulrich Langenbach konzipierten Skulptur vor dem Bahnhof

aww ♦ Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt … Dass Annette Besgen und Ulrich Langenbach einmal künstlerisch zusammenarbeiten könnten, hätten sie wohl selbst nicht gedacht. Zu verschiedene Ansätze! Auch die Jury, die sich mit der Idee für eine Skulptur auf dem Vorplatz des Bahnhofs in Kreuztal auseinanderzusetzen hatte, war ähnlich skeptisch, wie Prof. Dr. Christian W. Thomsen gestern rückblickend verriet. Falsch gedacht! Denn letztendlich kam sie doch auf die beiden heimischen Künstler zurück, die mit ihren Ateliers im Kreuztaler Kulturbahnhof beheimatet sind, und nicht – wie zunächst angedacht – auf einen externen.

Wegen ihrer unterschiedlichen Prägung und auch, weil beide eigentlich keine Plastiker sind, lautete die Konsequenz Besgen zufolge: „Es konnte nur eine konzeptuelle Arbeit sein“, eine gemeinsame Idee also, bei deren Ausführung sie selbst nicht als Künstler in Erscheinung treten. Unabhängig voneinander, ergänzte Langenbach, hätten beide die Vorstellung gehabt, „dass es eine Art langgestreckte Säule sein sollte“. Bei der Idee ist es geblieben: Am 4. Juni um 18 Uhr soll die Skulptur vor dem Bahnhof der Öffentlichkeit übergeben werden.

Damit das klappen kann, muss allerdings die Siegerländer Bevölkerung aktiv werden, denn ohne ihr Zutun kann das Werk nicht vollendet werden. Die Idee von Besgen/Langenbach besagt nämlich, dass die 4,70 Meter hohe Skulptur, die aus einem Glaszylinder (1,20 Meter im Quadrat) auf einem rund 80 Zentimeter hohen Betonsockel besteht und mit einer Holzsitzbank umrandet wird, mit Koffern befüllt werden soll. Und die sollen die Bürger liefern. Bis zum 31. Mai können Koffer und alle erdenklichen Gepäckstücke vom Rucksack bis zur Reisetasche beim Kulturamt der Stadt Kreuztal, Siegener Str. 18 (ehemaliges WFG-Gebäude), abgegeben werden. Für diejenigen, die das gute Stück nicht selbst vorbeibringen können, bietet die Stadt auch die Abholung an – Tel. (0 27 32) 5 13 24. 200 bis 250 Exemplare werden für den „Kofferturm“ (Arbeitstitel) benötigt. Den Koffern können übrigens auch ihre Geschichte oder die Orte, die sie „bereist“ haben, schriftlich hinzugefügt werden.

Die Befüllung der Glassäule, die sich bewusst thematisch am Standort orientiert, werden die beiden Künstler nach ästhetischen Gesichtspunkten vornehmen lassen. Im oberen Teil wird eine Folie mit Himmel-Motiv aufgeklebt – die Gepäckstücke türmen sich in die Wolken hinein. Begrenzt wird dieser Bereich von einem Schriftband: Jeweils zwei Seiten werden Besgen und Langenbach mit einem kurzen Text versehen. Kulturausschuss-Vorsitzender Jochen Schreiber ist überzeugt davon, dass eine „reelle Chance“ besteht, dass das Objekt von der Bevölkerung akzeptiert wird und bescheinigte dem „Kofferturm“ einen „großen Charme“. Dass die Säule aus rund einer Tonne Glas dem Siegerländer Wind und Wetter standhält, versicherte Eberhard Vogel – lediglich auf Kollisionen mit LKW sei sie nicht ausgelegt, scherzte der Stadtbaurat.

Finanziell ermöglicht wurde der städtische Ankauf der Skulptur durch die „Stiftung der Sparkasse Siegen für Kunst und Kultur“, vertreten durch Thomsen, Armin Benfer und Vorstandsvorsitzende Birgit Bremer. „Ganz begeistert“ zeigte sich Bremer von dem Projekt, das übrigens von der Stiftung angeregt worden war. Bürgermeister Walter Kiß bedankte sich bei allen Beteiligten für das Engagement, nicht zuletzt bei den Künstlern, die sich laut Kulturamtsleiter Holger Glasmachers aus Verbundenheit zu Stadt und Sparkassenstiftung für eine kostengünstige Konzeption entschieden hätten.