Im D-Zug nach Hagen

Ein Ferndorfer stieg in Kreuztal in den D-Zug nach Hagen zu zwei Amerikanern ins Abteil. Die fragten ihn gleich, wo er denn her sei. Er guckte sie groß an und sagte: 
„Wo kann man anders her sein als von Ferndorf!” 
„0 yes", erwidern die beiden - „wo die Deuker her sind!”

Sie zwinkerten einander zu, als wollten sie sagen: Nun aber nichts wie ran, den trumpfen wir! Und sie fingen an, alle Register zu ziehen über all das Großartige in Amerika und anderswo nie Erreichte: Wolkenkratzer mit mehr Telefonanschlüssen als im ganzen Amt Ferndorf, der Niagarafall mit Millionen von bunten Glühbirnen, Atombomben, die den Erdball in Stücke reißen usw., dass dem Deuker scheinbar die Spucke wegblieb und er bis Hagen überhaupt nicht zu Wort kam.

Erst als der Zug in den Bahnhof fuhr und er sich zum Aussteigen anschickte, sprach er das Schlusswort zu der einseitigen Unterhaltung: „Ech glauwe jo good un gern, dat bi ou Källe d'r Wend on d't Wasser us d'r ganze Welt zesamekömmt, awer dat eine loaßt ou jesät si: Se komme beire us Färnderwer Röhrn! Adee!”

aus: Siegerländer Episoden und Dorfgeschichten von Robert Flender